Freund oder Feind?

mehr Informationen

Bluthochdruck oder ein erhöhter Cholesterinspiegel verursachen bei vielen Menschen keine spürbaren Beschwerden. Sie sind aber trotzdem keineswegs harmlos, denn sie bergen je nach Intensität Gefahr für unsere Herz- und Hirngesundheit.

Warum sollte ich meine Blutdruckwerte kennen?

Dauerhaft erhöhter Blutdruck wirkt sich negativ auf die Herz- und Gehirngesundheit aus. Denn fließt Blut andauernd mit zu hohem Druck durch die Gefäße, wird die sogenannte  Endothelschicht, die die Gefäße auskleidet, geschädigt. In der Folge kommt es zu Plaquebildung und damit zu geringerer Blutversorgung der Organe und des Gehirns, im schlimmsten Fall zu Klumpenbildung und Verstopfung der Gefäße und folglich Herzinfarkt und Schlaganfall.

 

Bei einer Blutdruckmessung werden zwei Werte gemessen. Der systolische, das ist der höhere Wert und der diastolische, das ist der niedrigere der beiden Werte am Blutdruckmessgerät. Normaler Blutdruck ist systolisch kleiner als 120 und diastolisch unter 80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Ist einer der beiden Werte dauerhaft erhöht, ist der Blutdruck nicht mehr normal. Ist der systolische Wert über 130 oder der diastolische größer als 80 mmHg, besteht bereits Hypertonie der Stufe 1. Je höher der Blutdruck, umso höher wird das Risiko zu erkranken.

Bluthochdruck in mmHg

Systolischer Wert

 

Diastolischer Wert

Normal

< 120

und

< 80

Vorstufe

120-129

und

< 80

Stufe 1

> 130

oder

> 80

Stufe 2

> 140

oder

> 90

Was passiert bei hohen Cholesterinwerten im Körper?

Sind die Wände unserer Blutgefäße durch einen dauerhaft erhöhten Blutdruck geschwächt und sind zusätzlich die Blutfettwerte (insbesondere LDL-Cholesterin) zu hoch, lagert sich immer mehr Cholesterin in den Blutgefäßwänden ab. Diese Ablagerungen (Plaques) verengen die Gefäße (Arteriosklerose) und können sie irgendwann komplett verschließen. Zudem begünstigen Plaques Entzündungsreaktionen, die den Schädigungsprozess der Gefäßwände weiter beschleunigen.

Der Körper versucht, die winzigen Verletzungen mithilfe von Blutplättchen und neuem Gewebe zu reparieren. Das führt dazu, dass die Gefäßwände zunehmend enger, starrer und spröder werden.  Damit wächst die Gefahr, dass Ablagerungen einreißen und sich gefährliche Blutgerinnsel (Thromben) bilden. Diese Thromben können dann ein ohnehin verengtes Gefäß verstopfen und folglich funktioniert die Versorgung von Organen und Gehirn nicht mehr ausreichend. Ein Teufelskreis also. Eine Behandlung von Bluthochdruck und zu hohen Cholesterinwerten ist daher sehr wichtig für unsere langfristige Gesundheit.

Was ist eigentlich Cholesterin?

Cholesterin gehört zu den sogenannten Blutfetten (Lipiden) und ist ein wichtiger Baustein für unsere Körperzellen. Cholesterin wird z. B. zur Herstellung von Sexualhormonen benötigt, dient als Vorstufe des Vitamin D, was für den Aufbau gesunder, starker Knochen wichtig ist und ist wesentlicher Bestandteil von Zellmembranen.

Cholesterin wird zum größten Teil vom Körper selbst produziert. Nur ein geringer Teil muss dem Körper über die Nahrung zugeführt werden. Cholesterin ist Bestandteil tierischer Nahrung und vor allem in Eigelb, Innereien, Fleisch- und Milchprodukten enthalten. Aber auch in Sardinen oder Tintenfisch, Krusten- und Schalentieren wie Muscheln oder Krebse ist sehr viel Cholesterin zu finden. Gemüse und Obst, Kartoffeln und Hülsenfrüchte enthalten dagegen kein Cholesterin.

Was bedeuten LDL und HDL in meinem Blutbild?

Cholesterin wird über das Blut zu seinem jeweiligen Bestimmungsort transportiert. Da weder das körpereigene noch das über die Nahrung aufgenommene Cholesterin in wasserähnlichen Flüssigkeiten wie Blut löslich ist, muss es transportfähig gemacht werden. Daher wird es für den Transport in kleine Partikel, die sogenannten Lipoproteine, verpackt. Lipoproteine bestehen, wie schon der Name signalisiert, aus Fett (Lipid) und verschiedenen Eiweißen (Proteinen). Je nachdem, wie das Cholesterin verpackt ist, unterscheidet man diverse Gruppen von Lipoproteinen, die grob nach ihrer Dichte unterschieden werden.

Bei dem im Blut gemessenen Cholesterin (Gesamtcholesterin) werden vor allem Low-Density-Lipoproteine (LDL) und High-Density-Lipoproteine (HDL) unterschieden. Mit Blick auf Gefäßerkrankungen kommt den Low-Density-Lipoproteinen (LDL) die zentrale Bedeutung zu. So konnte die wissenschaftliche Forschung inzwischen im Detail aufklären, wie das LDL-Cholesterin Gefäßverkalkungen verursacht und das Fortschreiten von Ablagerungen in den Gefäßen (Plaques) begünstigt. Und in bevölkerungsbezogenen Studien wurde bestätigt, dass die Höhe des LDL-Cholesterin-Wertes im Blut direkt mit dem Herzinfarktrisiko und der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfall verbunden ist. Zudem wurde festgestellt, dass eine familiäre Veranlagung zu hohen LDL-Cholesterin-Werten (genetisch bedingte familiäre Hypercholesterinämie) das Herz-Kreislaufrisiko erhöht, während eine familiäre Veranlagung zu niedrigen LDL-Werten mit einem verringerten Risiko einhergeht. Die aktuellen Therapieempfehlungen zielen daher darauf ab, das LDL-Cholesterin im Blut zu verringern. Das frühe Erkennen und Gegensteuern ist daher wesentlich für die Prävention von Gefäßschäden und ihren Folgen.

Wer früh mit dem Kontrollieren des Cholesterins und des Blutdrucks beginnt – und falls nötig gegensteuert – ist gesundheitlich klar im Vorteil.

Wie hoch darf mein LDL sein?

Die empfohlenen Höchstwerte sind durchaus unterschiedlich und differieren je nach Ländern. In den USA hat man die Zielwerte zuletzt reduziert. Auch in Europa geht die Tendenz nach unten. Die strengen amerikanischen Werte für LDL liegen in der Primärprävention, also beim gesunden Menschen, bei LDL < 100 mg/dl, idealerweise < 70 mg/dl. Menschen, bei denen schon Plaque in den Gefäßen feststellbar ist, die bisher aber noch keine Erkrankung haben, sollten einen LDL Wert unter 70 mg/dl haben (hier spricht man von Sekundärprävention).

Menschen, die bereits ein Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, gehören zu Personen mit höherem Risiko. Ihr LDL sollte jedenfalls unter 55, besser aber 40 mg/dl sein. (Tertiärprävention). Wir geben diese Werte hier nur zur Orientierung an, am besten du besprichst deine persönlichen Werte im Kontext mit deinen persönlichen Risikofaktoren mit deinem Hausarzt bzw. deiner Hausärztin.

PräventionsstufeZielwertIdealwert
Primärprävention< 100< 70
Sekundärprävention< 70Abhängig vom Vorliegen weiterer Risikofaktoren
Tertiärprävention< 5540

 

LDL Zielwerte in Milligramm je Deziliter

Wie kann ich meine Cholesterinwerte senken?

Der Cholesterinwert kann zu einem gewissen Teil durch Ernährung beeinflusst werden. Reduziert man gesättigte Fettsäuren durch mehrfach ungesättigte, kann das den Cholesterinspiegel um 10-15 % senken. Verwenden Sie also pflanzliche Fette statt tierischen Fetten und bewegen Sie sich ausreichend, ist ein Sinken des Cholesterinspiegels bei vielen Menschen möglich.

Relativ weit verbreitet ist aber eine genetisch bedingte, also angeborene Störung des Fettstoffwechsels, die dazu führt, dass trotz gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung das Cholesterin im Blut erhöht ist. Um dies festzustellen, sollte man bei erhöhten LDL Werten die Ernährung anpassen und viel Bewegung machen und danach die Werte kontrollieren. Kommt es zu keiner drastischen Senkung der Cholesterinwerte, liegt der Verdacht einer familiären Hypercholesterinämie vor. In diesem Fall können die LDL-Werte durch Medikamente gesenkt werden.

Wann soll ich Medikamente einnehmen?

Für die Gehirngesundheit ist nach Ansicht der Lancet-Study ein rechtzeitiger Start der Behandlung ausschlaggebend. Ein Start in der mittleren Lebensphase reduziert das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen, ein Start in einer späteren Lebensphase könnte bereits zu spät sein.

Ärzt:innen werden im Normalfall Statine zur Behandlung empfehlen. Im Fall, dass diese lang erprobten Medikamente für eine Person nicht verträglich sind, gibt es mittlerweile zahlreiche Alternativen.

Viele Menschen haben Angst, dass Statine Demenz eher fördern als verhindern. Dieses Gerücht hält sich schon lange Zeit und wird vor allem über Social Media Kanäle verbreitet.

Eine Zeit lang hat man befürchtet, dass es einen Zusammenhang zwischen Statineinnahme und Demenzerkrankungen geben könnte. Daraufhin wurden mehrere Studien durchgeführt, um diesen Umstand genau zu untersuchen. Eine große Meta-Analyse mit über 738.000 teilnehmenden Patient:innen hat gezeigt, dass das Risiko an Demenz um 20 %, bei Alzheimer sogar um 32 % niedriger wurde, wenn Statine zur Behandlung eingesetzt wurden.

Achtung bei hohen Lp(a) Werten

Ein möglicherweise stark erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen ist ein hoher Lipoprotein A  Wert. Lp(a) ist wie LDL ein Transportprotein. Es enthält zusätzlich ein weiteres Eiweiß, das Apolipoprotein A, kurz Apo(a). Einmal im Leben sollte man diesen Wert messen lassen, um sein Risiko zu kennen. Eine einmalige Messung ist ausreichend, denn dieser Wert verändert sich kaum mehr. Ist der Wert erhöht, sollte man besonders genau auf seinen Gesamtcholesterinspiegel achten, denn es gibt noch keine zugelassenen Medikamente, mit denen der Lp(a) Wert gesenkt werden kann.

Lp(a) Serumkonzentration

In nmol/l

In mg/dl

Optimal

< 75

< 30

Gering erhöht

75-125

30-50

Stark erhöht

>125

>50

Weiterführende Links

Eine Auswahl an Anlaufstellen und Unterstützungszentren rund um das Thema Cholesterin und Fettstoffwechselstörungen. Diese Auswahl haben wir selbst im Netz recherchiert. Wir haben mit diesen Anbietern keinerlei Geschäftsbeziehung und sie sind für ihre Inhalte auch selbst verantwortlich.

  • MedUni Wien - Ambulanz für Stoffwechselerkrankungen Spezialisierung auf die Behandlung von Cholesterin und Triglyceriden, inklusive PCSK9-Hemmer-Therapie. Link zur Seite
  • Lipidambulanz der Klinik Ottakring Wien Behandlung von hohen Cholesterin- und Triglyceridwerten sowie Ernährungsberatung.
    Link zur Seite
  • FHchol Austria Patient:innenorganisation für familiäre Hypercholesterinämie mit Informationen zu Therapieoptionen wie LDL-Apherese. Link zur Seite 
  • Gesundheit GVInformationen, was erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie) sind, welche Ursachen sie haben und was die Risiken sind. Es werden Diagnosemöglichkeiten, Normalwerte, Behandlungsansätze sowie Präventionsmaßnahmen geboten. Link zur Seite

Quellen

Weitere Themen

linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram